HSG-Vorsitzender Heil geht guten Mutes in die Runde und will die Nachwuchsarbeit forcieren
17.09.2016
SCHLÜCHTERN Seit etwas mehr als einem Jahr hat Stefan Heil den Vorsitz bei der HSG Kinzigtal inne. Zuvor war und ist der 49 Jahre alte Elektromeister auch in anderen Funktionen (Schriftführer, Jugendleiter, Betreuer diverser Jugendmannschaften, Betreuer zweite Herrenmannschaft) für die HSG aktiv. Seine beiden Kinder Mario (19) und Bianca (23) agieren in der ersten Männermannschaft sowie der Frauenmannschaft im Tor. Vor der an diesem Wochenende beginnenden Handball-Saison nimmt Heil Stellung zur Entwicklung bei der HSG Kinzigtal.
Von unserem Mitarbeiter PAUL SCHMITT
Herr Heil, an diesem Wochenende starten die Handballerinnen und Handballer in die Spielzeit 2016/2017. Mit welchen Erwartungen gehen Sie in diese Saison?
Ich gehe sehr positiv gestimmt in die neue Saison. Unsere Mannschaften haben sich sehr gut vorbereitet. Ich hoffe, auf eine verletzungsfreiere Saison als letztes Jahr. Das Hauptziel wird in allen drei aktiven Senioren-Mannschaften wieder der Klassenerhalt sein. Bei den Frauen entfällt der Überraschungsfaktor aus dem Aufstiegsjahr. Unsere Gegner sind gewarnt und werden sicherlich besser gegen uns aufgestellt sein als im letzten Jahr. Das Team um Trainer Lukas Heil ist aber hoch motiviert, und ich traue ihnen eine Platzierung zwischen Rang drei und fünf zu. Bei den Männern I sieht es ähnlich aus. Wurden wir von den meisten in der abgelaufenen Spielzeit schon abgeschrieben, hatten unsere Jungs doch die passende Antwort im Spiel parat. Die Mannschaft um Trainer Jakub Kowacki hat sich definitiv entwickelt und wird dies auch auf der Platte präsentieren. Eine Platzierung im oberen Tabellendrittel halte ich für realistisch. Ich habe auch so ein Gefühl, dass es die beste Saison in der Geschichte der HSG werden kann. Meine Männer II, bei denen ich auch wieder als Betreuer am Start sein werde, werden in der Bezirksliga B alles geben, um mindestens die Klasse zu halten. Die Mannen um Spielertrainer Christof Hadwiger haben durchaus das Zeug zu mehr. Ich sehe uns am Ende der Saison durchaus im gesicherten Mittelfeld.
An den Kadern aller drei Seniorenmannschaften hat sich gegenüber dem Vorjahr kaum etwas verändert. Ist es schwer, neue Spielerinnen und Spieler für die HSG zu gewinnen?
Da wir am östlichsten Rand des Bezirks Offenbach/Hanau liegen, haben wir geografisch gesehen einen großen Nachteil. Ein Anreiz für auswärtige Spielerinnen und Spieler für die HSG Kinzigtal zu spielen, ist das eher nicht. Umso mehr müssen wir unsere Jugendarbeit forcieren. Langfristig gesehen werden wir nur mit einem guten Unterbau in der Jugend den Spielbetrieb in den aktiven Mannschaften aufrechterhalten können. Hier werden wir in Kürze wieder Grundschulaktionstage in Kooperation mit dem HHV und der AOK an interessierten Schulen anbieten. Die Terminplanung hierzu ist in vollem Gange.
Derzeit nehmen vier Jugendmannschaften der HSG am Punktspielbetrieb teil, vor einigen Jahren waren es auch schon einmal sechs. Wie gedenkt die HSG, wieder mehr Kinder und Jugendliche aus unserer Region für den Handballsport zu begeistern?
Nicht nur wir haben Nachwuchssorgen, sondern viele Vereine mit den unterschiedlichsten Sportarten sind davon betroffen. Wir hatten zwar die Hoffnung, dass durch den Gewinn der Handball-Europameisterschaft und dem kürzlich positiven Auftritt der deutschen Handballer bei Olympia das Interesse am Handballsport größer wird. Der Hype hielt aber nur kurz an. Wir müssen an die Schulen und sogar die Kindergärten gehen, um mit Handballaktionstagen weiter auf uns aufmerksam zu machen. Wir haben diesen Weg vor zwei Jahren verstärkt angefangen. Mittlerweile können wir schon kleine Erfolge vermelden. Es ist allerdings absurd zu denken, dass sich das Problem von heute auf morgen lösen lässt. Hier müssen wir geduldig sein und Schritt für Schritt unsere Aktionen erweitern. Ich rechne mit einem Zeitraum von drei bis fünf Jahren, bis wir wieder in allen Altersklassen eine Jugendmannschaft stellen können.
Wie sind Sie mit dem Zuschauerinteresse an den Spielen der HSG zufrieden?
Es dürften ruhig ein paar mehr Zuschauer sein. Ich freue mich aber, dass wir einen großen Zuschauerstamm haben, der uns bei den Heimspielen unterstützt. Besonders unsere Frauenmannschaft genoss im Aufstiegsjahr einen Zuschauerzuwachs. Mit verschiedenen Werbeaktionen in der vergangenen Saison konnten wir auch ein paar neue Zuschauer in die Halle locken. Über die Nachhaltigkeit dazu kann ich noch nichts sagen. Wir werden uns aber sicherlich auch für die neue Saison das ein oder andere dazu einfallen lassen.
Die HSG Kinzigtal wurde 2009 ins Leben gerufen, als die Stammvereine SG Schlüchtern und TV Steinau sich zusammenschlossen. Ist in den zurückliegenden Jahren auch ein über den Sport hinausgehendes Vereinsleben entstanden?
Soweit ich das beurteilen kann, ja. Die Mitglieder beider Vereine haben sich ohne große Vorurteile zusammengetan. Es sind sogar viele vereinsübergreifende Freundschaften entstanden.
Sie haben sich 2015 dazu entschlossen, die vakante Position des HSG-Vorsitzenden zu übernehmen. Hätten Sie mit den Erfahrungen, die Sie während der nun mehr als 16 Monate andauernden Amtszeit machen konnten, Ihre Entscheidung heute genau wieder so getroffen?
Diese Frage ist nicht so einfach zu beantworten. Als ich im letzten Jahr die Entscheidung getroffen habe, wusste ich nicht annähernd, was mich erwartet. Ich ging davon aus, dass ich meine bisherige Vorstandsarbeit weiter erledige, nur mit einem anderen Titel. Weit gefehlt. Plötzlich ist man für alles und jeden verantwortlich. Es müssen Entscheidungen getroffen werden, für die man nicht nur Lob erntet. Unterm Strich muss ich aber sagen, dass ich mich wieder genau so entschieden hätte. Einen ganz besonderen Dank möchte ich in diesem Zusammenhang an meine Frau Maritta richten, die mein Tun für die HSG mit großer Akzeptanz hinnimmt, auch wenn sie das eine oder andere Mal deswegen hintansteht.
Die HSG kann mit den Großsporthallen in Schlüchtern und Steinau gleich auf zwei Hallen zurückgreifen. Können Sie daher, was das Training anbelangt, aus dem Vollen schöpfen oder gibt es trotzdem Probleme mit anderen Vereinen hinsichtlich der Hallenlogistik?
Die Belegung der Hallen stellt uns für die neue Saison immer wieder vor neue Herausforderungen. Mal ist die Halle in Schlüchtern wegen Umbauarbeiten gesperrt, mal durch andere Vereine belegt. Das ist für uns Handballer als Hallensportler besonders bitter. Allerdings sind wir froh, dass in unsere Hallen investiert wird und wir sie nutzen dürfen. Trotzdem muss nach meiner Meinung bei der Vergabe der Hallenzeiten zuerst an die Hallensportarten gedacht werden. Glücklicherweise können wir die Halle in Steinau auch nutzen. Allerdings stehen wir auch dort wegen der großen Nutzung durch andere Vereine manchmal hintan. Bei allem Unmut über die Hallennutzung möchte ich aber die gute Zusammenarbeit mit beiden Gemeinden in den Vordergrund stellen.
Kinzigtal-Nachrichten (Ausgabe 17.09.2016). Eingestellt: Hans-Ludwig Walther.