IN EINEM PUNKT IST MAN SICH EINIG: TVG II IST WEG

Bezirksoberliga OF/HU: Trainer Stallmann und Kowacki zum Derby TV Flieden – HSG Kinzigtal

kinzigtal-nachrichten_artikel-logo 16.12.2017
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Die Fliedener Kreissporthalle dürfte heute Abend (19.45 Uhr) aus allen Nähten platzen, steht doch in der Handball-Bezirksoberliga Offenbach/Hanau das Verfolgerderby zwischen dem im Sommer umgruppierten TV Flieden (4.) und der HSG Kinzigtal (2.) auf dem Programm. Jakub Kowacki, seit zweieinhalb Jahren Trainer der HSG Kinzigtal, steht Rede und Antwort.

Die Trainer Jakub Kowacki (links) und Marc Stallmann werden heute Abend in der Fliedener Kreissporthalle aufeinander treffen. Fotos: Paul Schmitt

logo-hsgFlieden hat sein letztes Punktspiel in Mühlheim deutlich mit 29:38 verloren. Haben Sie sich die Partie angesehen?
Ich konnte mir das Spiel persönlich nicht anschauen, habe aber Videomaterial davon anfertigen lassen. Flieden habe ich aber diese Runde schon ein paar Mal gesehen. Im bisherigen Saisonverlauf sind die Jungs durch eine stabile Abwehr und durch die Ausgeglichenheit der Mannschaft auf allen Positionen ohne einen „Star“ aufgefallen. Die Schwächen will ich nicht verraten.Die möchte ich ausnutzen.
Seit Dezember trägt Jannik Bachus wieder das Fliedener Trikot und hat in zwei Begegnungen bereits 17 Treffer erzielt. Wird dem Rückraumspieler ein Sonderbewacher zugeordnet werden?
Jannik ist ein guter Spieler, und ein guter Spieler wirft oft viele Tore. Dass viele Tore eines Einzelnen nicht immer gleichbedeutend mit einem Sieg für die Mannschaft sind, hat man besonders am letzten Spieltag gesehen. Von mir aus kann Jannik auch gegen uns zehn Tore werfen, wenn wir am Ende als Sieger vom Parkett gehen.
Flieden hat bislang nur dreimal verloren – zu Hause lediglich gegen Maintal. Hätten Sie gedacht, dass sich der Neuling noch nach seiner Umgruppierung von der Bezirksoberliga Melsungen/Hersfeld, wo die Mannschaft zuletzt nur Mittelmaß war, in der neuen Klasse so schnell akklimatisieren würde?
Ehrlich gesagt habe ich Flieden vor der Runde nicht so viel zugetraut, aber mit der Verpflichtung von Marc Stallmann als Trainer haben die Verantwortlichen einen Coup gelandet. Von da an war ich mir sicher, dass Marc eine schlagkräftige Truppe formen wird. Der gute Start und der nicht so schwere Rundenauftakt ist für die Akklimatisierung natürlich von Vorteil gewesen. Denn die dicken Brocken mit Dietesheim/Mühlheim, Niederrodenbach und Kinzigtal kamen ja zum Rundenende. Dazu hat sich Flieden im Laufe der Runde mit den Rückkehrern Reich und Bachus nochmals stark verstärkt.

Zuletzt wurde der anfangs breite Kader durch Verletzungen arg dezimiert. Werden Sie trotzdem für das letzte Spiel des Jahres eine schlagkräftige Mannschaft zusammenkriegen? Und wie lautet die Zielsetzung?
Ja, das stimmt. Nun profitieren wir von dem breiten Kader, denn auch dieses Jahr werden wir nicht von Verletzungen und Ausfällen verschont. Mit dem Ausfall von Max Bös und Tamas Szabo spielen wir die gesamte Vorrunde ohne die Zugpferde der letzten Saison. Dazu kamen Verletzungen von Max Lotz und Christian Euler, zuletzt auch Constantin Lotz, Jan und Kim Rocskai. Nicht zu vergessen Lars Bayer, der studienbedingt nach Baden-Württemberg gezogen ist. Welch großes Potenzial aber in den verbliebenen Spielern steckt, zeigt unsere Platzierung und der Rundenverlauf. Die Zielsetzung für das Spiel: Egal, mit wem wir nach Flieden fahren, wir wollen dort gewinnen.
Die Vorrunde gestaltete sich für Kinzigtal mit bislang nur drei Niederlagen – allesamt auswärts – äußerst positiv. In der vergangenen Runde verlief die Hinrunde ebenfalls sehr erfolgreich, nur in der Rückrunde zeigte die Formkurve steil nach unten. Glauben Sie, dass dieser Trend diesmal verhindert werden kann?
Mit 20 Pluspunkten und dem zweiten Tabellenplatz stehen wir sogar minimal besser da. Ich hoffe, dass im Laufe der Rückrunde die verletzten Spieler in den Kader zurückkehren werden. Wir sind ein Jahr reifer geworden. Wenn wir aus den Erfahrungen des vergangenen Jahres lernen können, könnten wir weiterhin eine erfolgreiche Runde spielen.
Sehen Sie eine Mannschaft, die Gelnhausen II den Titel noch streitig machen kann?
Derzeit Gelnhausen die Meisterschaft streitig zu machen, ist eher utopisch. Sie spielen eine überragende Runde. Interessant wird es sein, ob es überhaupt eine Mannschaft schafft, Gelnhausen wenigstens einen Punktverlust zuzufügen. Da sehe ich uns in Bestbesetzung schon in der Lage. Denn wer sonst, wenn nicht der Tabellenzweite, sollte das schaffen. rd

FLIEDEN

Seit dieser Saison spielt der TV Flieden in der Bezirksoberliga Offenbach/Hanau. Großen Anteil daran, dass der Bezirkswechsel reibungslos vonstatten ging und Flieden eine sehr gute Rolle in der neuen Klasse spielt, hat Trainer Marc Stallmann, der im Sommer im Königreich anheuerte. Der 40-Jährige ist ein Kenner der Gelnhäuser Handballszene, trainierte vorher den TV Gelnhausen II in der Bezirksoberliga und die SG Bruchköbel in der Oberliga.

logo_tv-fliedenSie waren vor Ihrem Wechsel im Sommer nach Flieden drei Jahre als Trainer in der Oberliga bei der SG Bruchköbel tätig. Was war der Beweggrund dafür, eine umgruppierte Mannschaft mit bis dato für Sie zumeist völlig unbekannten Spielern zu übernehmen?
Es war eine sehr schöne und erfolgreiche Zeit bei der SG Bruchköbel und meine damalige Entscheidung, dort aufzuhören, lag nur an der fehlenden Zeit. Die Beweggründe für mich, Flieden zu übernehmen, waren zum einen der geringere Aufwand als in der Oberliga. Außerdem ist der TV Flieden ein Verein mit vielen einheimischen Spielern und Funktionären, die ich von Anfang an als sympathisch und authentisch empfunden hab.
Aus Ihrer Zeit beim TV Gelnhausen II, mit dem Sie 2011 Meister geworden sind, kennen Sie die Bezirksoberliga Offenbach/Hanau gut. Haben Sie den Eindruck, dass die Leistungsstärke in der Klasse in der Zwischenzeit zu- oder abgenommen hat?
An das Meisterjahr mit dem TV Gelnhausen II erinnere ich mich natürlich noch gerne. Allerdings erinnere ich mich ehrlich gesagt an keine Details der damaligen Gegner. Aktuell kann ich sagen, dass wir bis auf die schweren Gegner, Kinzigtal und Niederrodenbach, schon alle Mannschaften gesehen haben. Es sind sehr gute und homogene Mannschaften mit sehr starken Einzelspielern. Außerdem ist mit dem TV Gelnhausen II noch eine Mannschaft dabei, die mit diesen Leistungen in der Landesliga sofort wieder ein ordentliches Wort mitreden kann. Alles in allem kann ich mich nicht erinnern, dass die Klasse damals auch schon so stark gewesen ist.
Sehen Sie ein Team, das dem TV Gelnhausen II den Titel streitig machen kann?
Es gibt aktuell kein Team, das über die ganze Saison gesehen mit dem TVG mithalten kann. Trotzdem könnte ich mir vorstellen, dass auch Gelnhausen mal ein Spiel verliert.
Flieden hat sich während der Saison mit Yannic Schiffer und Jannik Bachus verstärkt. Trotzdem ging das letzte Spiel in Mühlheim mit 29:38 deutlich verloren. Was fehlt dem Team noch zu einer absoluten Spitzenmannschaft?
Es kamen in diesem Jahr seit dem Sommer nach und nach immer wieder Spieler dazu. Es müssen sich alle nach und nach erst wieder finden und defensiv wie offensiv muss jeder die Laufwege der anderen kennen. Das ist in der Regel schwierig und braucht Zeit, bevor man von einem eingespielten Zustand sprechen kann. Die Verstärkungen haben uns auf jeden Fall sehr geholfen. Allerdings wird es jetzt noch einige Zeit brauchen, bis alles rund läuft.
Die HSG Kinzigtal hat wie Flieden auch nur dreimal verloren. Wo sehen Sie die Stärken der Mannschaft? Gibt es einen Spieler, dem das Augenmerk gilt?
Wir haben noch viel zu viel Arbeit mit uns selbst, bevor wir uns auf Einzelheiten des Gegners konzentrieren können. Wir glauben an unser Konzept und haben schon gezeigt, dass unsere Abwehr im Zusammenspiel mit den Torhütern gut funktioniert, wenn wir es schaffen, unsere Vorgaben umzusetzen. Spiele, in denen dieses Konzept so nicht immer ganz aufgeht, helfen uns für unsere Entwicklung noch mehr als die meisten Siege.
Viele Spiele der Bezirksoberliga werden von gerade mal 100 Zuschauern besucht. In Flieden ist das anders. Die lautstarke Unterstützung durch die Zuschauer ist groß. Haben Sie in dieser Klasse ein vergleichbares Publikum schon in anderen Hallen erlebt?
Flieden ist, was sie Zuschauer betrifft, in der BOL einzigartig. Es gibt Mannschaften in der Oberliga Hessen, die weniger Zuschauer haben. rd