[NACHGEFRAGT]

Trainer Jakub Kowacki gibt Antworten

SCHLÜCHTERN/STEINAU

2015/2016 war die erste Saison als Trainer bei der HSG Kinzigtal. Siehst Du eine positive Entwicklung bei der HSG während Deiner Tätigkeit?
Ja, ich bin schon 2,5 Jahre für die die erste Männermannschaft in der BOL verantwortlich. Kaum einer weiß, außer einigen Verantwortlichen aus dem Vorstand und mir, vor welch einer schweren und ungewissen Zukunft damals die HSG stand. 2014/15 belegte die HSG mit 15:37 Punkten und 683:763 Toren den 12. Tabellenplatz und sicherte sich dank eines großen Kraftaufwands unter Trainer Eldin Krso den Klassenerhalt. In unserem ersten gemeinsamen Jahr 2015/16 belegten wir den 7. Platz mit 24:28 Punkten und 695/750 Toren. 2016/17 folgte die erfolgreichste Saison seit Gründung der HSG Kinzigtal. Mit 30:22 Punkten und 761/676 Toren (zweitbeste Abwehr nach Aufsteiger OFC Kickers) belegten wir den 4. Tabellenplatz. In der jetzigen Saison 2017/18 stehen wir nach der Vorrunde mit bereits 20:8 Punkten erneut auf einem sehr guten 4. Platz. Rein sportlich haben wir eine wahnsinnige Entwicklung gemacht, von einem Aschenputtel zu einer gestandenen BOL Mannschaft mit der jeder Gegner rechnen muss, dass er ohne Punkte im direkten Duell mit uns ausbleibt.

Gibt es für diese Entwicklung eine Erklärung? Es gab seit dieser Zeit ja einige Abgänge, Neuzugänge und Rückkehrer!
Für so eine Entwicklung gibt es nicht nur einen Grund oder eine Erklärung. Es müssen schon viele Faktoren stimmen, damit man sportlichen Erfolg feiern kann. Bei der HSG gab es aber einen besonderen Faktor, der seit Gründung der HSG immer wieder eine entscheidende Rolle über Erfolg und Misserfolg spielte. Aufgrund der geographischen Lage von Steinau und Schlüchtern (relativ weit weg von interessanten Studienorten) mussten immer wieder Führungsspieler Studienbedingt die heimischen Gefilde verlassen. Einige talentierte Spieler suchten auch sportlich neue Herausforderungen in höheren Spielklassen. Meiner Meinung nach ist unser größter Erfolg der letzten 2,5 Jahre aber, viele „Verlorene Söhne“ zu einer Rückkehr nach Hause zur HSG Kinzigtal gestimmt zu haben. Vor 3 Jahren haben wir mit Timo Wiemer, Lukas Heil und Max Bös den Anfang gemacht und in diesem Jahr dieses Konzept mit den Verpflichtungen von Tom Krüger, Timm Hagemann, Maximilian Lotz, Constantin Lotz und Lars Bayer fortgesetzt. Ein weiterer sehr wichtiger Faktor ist die blendend besetzte Torhüterposition. Mit dem 2016 zu uns gestoßenen Markus Breidenbach stabilisierten wir nicht nur die Abwehrformation, sondern haben meiner Meinung nach den besten Torhüter der Liga. Aber nicht nur sportlich, auch menschlich ist Markus eine große Bereicherung für uns und den Verein und wurde in seiner zweiten Saison von der Mannschaft zum Kapitän gewählt. Gleich hinter Markus reiht sich zudem Timm Hagemann ein, der uns ebenfalls schon in einigen Spielen mit seinen Leistungen zum doppelten Punktgewinn verholfen hat. Nicht zu vergessen verfügen wir noch über den jungen Mario Heil, der aber leider seit Saisonbeginn nach einer Operation lange verletzt ausgefallen ist.

Welche Entwicklung haben die einzelnen Spieler gemacht?
Um diese Entwicklung zu beschreiben, muss man erneut auf den Kader dieser und letzter Runde schauen. Es ist kaum zu vereinen, dass letztes Jahr neben Markus Breidenbach besonders Max Bös und Tamas Szabo zu unseren Zugpferden gezählt haben. Dieses Duo im Rückraum war letztes Jahr für 273 Tore verantwortlich. Max Bös laboriert seit Saisonbeginn an einer Knieverletzung und Tamas Szabo hat es mitten in der Vorbereitung beruflich in sein Heimatland verschlagen und war nur kurz für das Spiel gegen den TV Flieden eingereist. Diese Tore fehlen uns dieses Jahr. Und trotzdem waren wir bis jetzt in der Lage diese Ausfälle zu kompensieren. Eine große Entwicklung sehe ich dieses Jahr im Spiel von Benjamin Grauel und Jan Rocskai. Beide Spieler agieren auf den Außenpositionen und obwohl Benjamin nicht zu den großen Torjägern gehört ist sein Spiel viel reifer geworden. Jan ist im Vergleich zum letzten Jahr viel Torgefährlicher und aggressiver geworden. Nicht zu vergessen ist in dieser Aufstellung Kim Rocskai, meiner Meinung nach eines der größten Talente der HSG, der dieses Jahr das erste Mal fest zum Kader der ersten Mannschaft gehört und Max Bös auf der Halbrechten Position fantastisch vertreten hat. Dazu kommt Lukas Heil, der mit seiner Doppelbelastung (Trainer Frauen  und Spieler Männer I) sich unheimlich in den Dienst der HSG stellt. Zudem gilt er als nervenstarker Siebenmeterschütze. Auf Halblinks hat Tom Krüger mit schnörkellosen Würfen für die meiste Torgefahr bis jetzt gesorgt. Auf der Mitte sind sowohl Christian Grauel als auch Christian Euler zwei verschiedene Spielertypen, die sich sehr gut ergänzen, leider schlagen Christian Euler immer wieder Verletzungen zurück – er kämpft sich aber immer wieder zurück. Daniel Hrobar versucht nach dem studienbedingten Abgang von Lars Bayer die Lücke in der Abwehr als auch auf seiner ungewohnten Kreisläuferposition zu schließen. Sowohl Maximilian als auch Constantin Lotz laborieren an langwierigen Verletzungen. Constantin werden wir verletzungsbedingt in der Rückrunde wohl nicht mehr auf dem Parkett sehen. Auch Ralf Tarka war ein Garant für eine stabile Abwehr.

Du sprichst von verletzten Spielern. Im Derby gegen TV Flieden (dem letzten Spiel der Hinrunde) wurde Ralph Tarka verletzt. Er reiht sich damit in ein bereits großes Lager der Verletzten ein.
Ja, das stimmt, unser Lazarett ist seit dem letzten Spiel auf einen mir nicht vorstellbaren Grad angewachsen. Wir sind bereits ins Derby mit einigen angeschlagenen Spielern gegangen, die in den Spielen zuvor aufgrund von langwierigen Verletzungen nicht gespielt haben. Was aber kaum jemand im Derbygeschehen gesehen und gemerkt hat wurde Ralf bei einem schnellen Angriff auf Höhe der Mittellinie von einem Gegenspieler angegangen und so gestoppt, dass er sich im Unterleib so schwer verletzt hat und er direkt nach dem Spiel im Klinikum Fulda Notoperiert wurde. Nur Dank der schnellen und guten Entscheidung von unserem Mannschafts-Arzt  Dr. Stephan Lambrecht wird Ralf voraussichtlich keine bleibenden Schäden haben und ist auf dem Weg der Besserung. Das hat uns sehr mitgenommen, schockiert und quasi das ganze Derby im Nachhinein überschattet.

Wie sind die Aussichten für den Rückrundenstart?
Ich würde Ihnen gerne an dieser Stelle etwas anderes optimistisches sagen, aber leider sind die Aussichten für den Rundenstart realistisch gesehen nicht besonders gut. Wie schon in der Vorherigen Frage angesprochen ist unsere Verletztenliste kaum zu kompensieren. Ich kann Ihnen aber garantieren, dass wir den Kopf nicht in den Sand stecken werden und weiterhin in jedem Spiel wie die Löwen kämpfen werden. Bereits in der Vorrunde sind wir einige Male dezimiert in die Spiele gegangen und sind als Sieger vom Parkett gegangen.

Gibt es auch etwas, was Dich in der Vorrunde geärgert oder enttäuscht hat?
Ja, die Niederlage im ersten Saisonspiel gegen Bruchköbel ärgert mich bis heute. Ich hasse es zu verlieren. Es gibt Spiele, wo man die Überlegenheit des Gegners neidlos anerkennen muss, wie z.B. bei den Niederlagen gegen Tabellenführer Gelnhausen oder im Derby gegen Flieden. Jedoch Niederlagen, für die wir selbst verantwortlich sind, aufgrund von Unkonzentriertheiten oder gewisser Disziplinlosigkeit kann ich kaum verdauen.

Folgt eine vierte Saison als Trainer bei der HSG Kinzigtal?
Nach drei Jahren als Trainer in einem Verein entsteht eine besondere Bindung sowohl zu der Mannschaft, dem Verein als auch zu den Menschen die einen Verein prägen. Dieses möchte ich nicht missen. Sportlich gesehen sind wir auf einem sehr guten Weg, da wir uns von Saison zu Saison sportlich weiterentwickeln. Wenn Sie mich jetzt direkt nach dem Stand heute fragen, würde ich sehr gerne meine Arbeit weiter bei der HSG fortsetzen, wenn mir der Vorstand und die Mannschaft das nötige Vertrauen entgegenbringt. Sowohl ich, als auch die Mannschaft sind noch lange nicht am Zenit der Möglichkeiten angelangt. Um diesen Zenit zu erreichen muss man jedoch einige kosmetische Verbesserungen vornehmen und uns muss endlich das Verletzungspech verschonen.

Wann beginnen die Personalplanungen für die kommende Saison?
Es ist nie zu früh mit Personalplanungen für die kommende Saison zu beginnen. Aus Erfahrung fängt man Ende Januar / Anfang Februar mit den eigenen Spielern zu sprechen. Diese Gespräche ziehen sich manchmal weit in die Vorbereitung einer Saison hinein. Wir können aber bereits jetzt schon freudig vermelden, dass getreu unseres Mottos „Eigengewächse wieder zurückzuholen“  sich uns Thomas Sopper ab sofort wieder angeschlossen hat. Ich hoffe, dass er ein wichtiger Baustein für die Rückrunde und in der Zukunft der HSG sein wird.

Hans-Ludwig Walther