Die Kapitäne Grauel und Häußel vor dem BOL-Derby HSG Kinzigtal gegen TV Flieden
FULDA
07.02.2020
Von unserem Redaktionsmitglied Ann-Katrin Hahner
Sie sind das Bindeglied zwischen Trainer und Mannschaft, vermitteln auf und neben dem Platz und werden auch mal laut: Christoph Häußel (30), Rechtsaußen beim TV Flieden und Christian Grauel (27), Rückraumspieler bei der HSG Kinzigtal, sind die Kapitäne in ihren jeweiligen Teams. Am Sonntag wollen beide den Derbysieg.
Christoph, als Flieden vor drei Spielzeiten den Bezirk wechselte, wurde viel darüber geredet, wie schwer es für euch werden würde, in der neuen Liga Fuß zu fassen. Macht es dich stolz, dass dein Team so gut im Bezirk angekommen ist?
Häußel: Auf jeden Fall. Im Vorlauf wurde viel geredet. Beispielsweise, dass der Südbezirk so viel stärker sei. Direkt in der ersten Spielzeit haben wir uns in der Tabelle gut platziert und seitdem vorne mitgespielt. Es ist schön, dass wir der allgemeinen Stimmung getrotzt haben – auch bei dem manchmal recht kritischen Fliedener Publikum.
In der Rückrunde habt ihr allerdings noch nicht wirklich überzeugen können, wie gerade am letzten Wochenende beim 29:28 gegen Ligaschlusslicht Klein-Auheim zu sehen war. Was ist deiner Meinung nach der Grund ?
Häußel: Uns fehlt es momentan an Konstanz. Haben wir gerade einen Lauf, dann reißt der im Spiel jäh ab, weil manch einer seine Einzelaktionen machen möchte, oder technische Fehler passieren. Außerdem hat ein Trainerwechsel mitten in der Saison Auswirkungen.
Bei der HSG Kinzigtal läuft es hingegen schon länger nicht rund. Momentan spielt ihr gegen den Abstieg. Woran liegt das, Christian?
Grauel: Wir haben in dieser Saison einfach zu viele Abgänge gehabt. Tamas Szabo und Daniel Hrobar sind nach Flieden gewechselt, und es gibt einige Spieler, die uns im eigentlich besten Handballeralter ausgefallen sind. Im Vergleich zur letzten Saison fehlen uns acht bis zehn Spieler. Und mit dem Nachwuchs aus der Jugend können wir das aktuell noch nicht kompensieren.
Stichwort Wechsel: Auch euer Trainer Jakub Kowacki wechselt ab nächster Saison „ausgerechnet“ zum TV Flieden. Hat das Derby für euch im Kinzigtal deshalb eine besondere Brisanz?
Grauel: Wir sind alle heiß darauf, dass es endlich Sonntag, halb sechs ist. Aber der Wechsel macht die Situation für uns jetzt nicht brisanter. Wir wollen uns gut verkaufen und wenn möglich, die Punkte in Schlüchtern behalten. In Derbys ist schließlich alles möglich.
Ihr seid beide Mannschaftskapitäne. Immer häufiger hört man aber, dass gar kein Teamchef mehr gewählt wird. Ist der Posten heute überhaupt noch wichtig?
Häußel: Definitiv. Man braucht immer einen Spieler, der die anderen führt und mehr Befugnisse hat, um seine Mitspieler mal in den Hintern zu treten, falls sie einen Durchhänger haben. Komplett alleine entscheide ich in Flieden aber natürlich nicht, denn es gibt ja noch den Mannschaftsrat.
Grauel: Ich glaube, der Posten hat nicht an Bedeutung verloren. Klar, gibt es die Kapitänsbinde nicht mehr. Man braucht aber immer jemanden, der auf und auch neben dem Spielfeld anleitet und für die Mannschaft spricht.
Was macht das Kapitän-Dasein in euren Augen aus?
Häußel: Auf jeden Fall die anderen mitzureißen. Oder auf gut Deutsch: eben auch mal anzuscheißen, wenn es nicht so läuft, wie es laufen sollte. Der Kapitän muss eng mit dem Trainer zusammenarbeiten und für den Trainer in der Mannschaft auch unangenehme Sachen ansprechen.
Grauel: Ich finde es wichtig, dass der Kapitän vom Team gewählt ist und nicht einfach festgelegt wird. Es sollte ein Führungsspieler sein. Einer, der Impulse setzen kann und in der Mannschaft genügend Ansehen genießt und ernst genommen wird.
Gibt es einen Spruch als Mannschaftskapitän, den eure Mitspieler oft von euch zu hören bekommen?
Häußel: Ich bin jetzt vier Jahre Fliedens Kapitän. Und schon davor habe ich oft die mangelnde Kommunikation in der Abwehr bemängelt. Da hören die Jungs schon zwei-, dreimal pro Spiel, dass sie miteinander reden sollen. Manchmal wird daraus auch ein: „Jetzt macht doch endlich mal die Klappe auf!“.
Grauel: So einen richtig markanten Spruch habe ich nicht. Aber auch ich fordere immer mehr Reden in der Abwehr.
Die Tabellensituation ist zwar recht eindeutig aber welche Art von Derby erwartet uns am Sonntag?
Häußel: Wir haben uns in den letzten Wochen nicht mit Ruhm bekleckert. Ich hoffe, dass wir den Schalter umlegen. Ich will, dass wir ein klasse Spiel zeigen und die zwei Punkte mitnehmen.
Grauel: Flieden ist klar der Favorit im Spiel. Wenn sie aber einen nicht ganz so guten Tag erwischen und wir dafür einen guten, dann ist für uns etwas möglich.
Die SG Schlüchtern, einer der beiden HSG-Stammvereine, feiert mit dem Derby ihr 110-jähriges Bestehen. Deshalb wird am Sonntag in der Schlüchterner Halle extra der Kinzigtal-Burger serviert. Was meint ihr: Wer verdrückt in euren Teams davon die meisten?
Häußel: Da bin ich ein ganz heißer Kandidat. Oder eben André Hohmann, der jetzt auch als unser Betreuer fungiert. Der nimmt sich sowieso immer zwei Brötchen mit. Eins für vor und eins für nach dem Spiel.
Grauel: Schwierig. Ich esse auch sehr gerne, aber ich könnte mir vorstellen, dass es unser Ralph Tarka am Kreis wird. Er sieht zwar überhaupt nicht danach aus, dass er viel isst, aber er wäre auf jeden Fall mein Tipp.